„Tu‘s einfach!“ „Ist doch ganz einfach!“ „Mach’s Dir doch nicht so kompliziert!“ Diese Sprüche kennen wir – und hassen wir. Das Leben ist selten so einfach und wenn jemand von aussen so etwas sagt, dann kennt er oder sie unsere Situation schlicht nicht oder ist ein Phrasendrescher oder eine Phrasendrescherin. Es ist eben meist komplizierter, als andere denken… Und doch, gibt es diese Sehnsucht in uns nach dem Einfachen, dem Simplen. Und doch, zieht uns dieses Wort „einfach“ einfach an. Wäre es nicht wunderbar, wenn es einfacher wäre, als Du denkst?

Ich wage zu behaupten, dass die Sache mit dem Glauben, die Sache mit der Jüngerschaft einfacher ist, als wir normalerweise denken. Normalerweise denken wir, dass reife Christ:innen in immer komplexere Schwarzbrotthemen abtauchen – Details der Offenbarung und so… Normalerweise denken wir, dass zu Beginn unseres Glaubenslebens die einfachen Sachen stehen (Jesus liebt dich, vertrau dich ihm an, du bist gerettet, rede mit Gott, tu was er dir sagt), aber dass wir uns mit zunehmender Reife über diese „Baby-Milch“ hinausentwickeln sollten. Interessanterweise scheint Jesus dem jedoch nicht zuzustimmen:

„Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Matthäus 18,3)

Für ein Kind ist vieles ganz einfach. Es handelt einfach. Es kommt einfach. Es vertraut einfach. Es weint einfach. Es lacht einfach. Es macht alles mit dem ganzen Sein. Das Leben eines Kindes ist existenziell. Das ist der Fachbegriff dafür, der im Duden so erklärt wird: „Das im Erleben und Handeln sich erschliessende, wesenhafte Dasein betreffend.“ Genau darum geht es im Glauben. Genau darum geht es in der Jüngerschaft. Letztlich ist es einfacher als Du denkst. Da ist Gott, der sich in Jesus gezeigt hat und du darfst jetzt, gemeinsam mit anderen, mit ihm leben. Punkt. Es geht um Beziehung und Beziehungen sind immer existenziell. Beziehungen werden gelebt und involvieren dich ganz.

Ja, aber…! Was ist mit den Bibelstellen rund um die Milch und die feste Nahrung (1.Kor 3,2; Hebr 5,14)? Ja, was ist mit denen? Wenn wir den Kontext lesen, dann werden wir feststellen, dass es auch dort um existenzielle Themen geht und nicht um irgendwelche komplexen, theologischen Turnübungen. Trotzdem, ein „ja, aber…“ ist durchaus angemessen. Ich glaube nämlich nicht, dass Jesus mit dem Beispiel der Kinder eine Lanze für Naivität bricht: „glaub’s einfach!“ Ich glaube nicht, dass Jesus damit sagt, dass wir unsere Fragen, Anfragen und Hinterfragungen ignorieren und unterdrücken sollten. Aber ich glaube, dass er uns zeigt, was das Ziel ist. Das Ziel ist simpel, nicht kompliziert. Das Ziel ist existenziell, nicht theoretisch. Das Ziel ist die Verbundenheit mit Gott selbst. Das Ziel ist einfach. Aber der Weg zu diesem Einfachen ist für viele von uns ganz schön komplex und kompliziert – und für die einen sogar noch etwas komplexer und komplizierter (z.B. für mich). Wir alle stehen irgendwo in unserer Reise mit Jesus, haben Erfahrungen gemacht oder eben keine Erfahrungen gemacht, wurden geprägt, positiv und negativ, tragen unser „Päckli“ mit uns. All das, macht es schwierig einfach so zurück zu diesem kindlich Einfachen, zur schlichten intimen Beziehung mit Gott zu kommen.

Aus diesem Grund braucht es manchmal die komplexen theologischen Turnübungen, aber immer mit dem Ziel, uns zum Einfachen, Existenziellen, zur schlichten Beziehung mit Gott und Menschen zurückzuführen. Mehr noch, wir sind aufgerufen anderen auf diesem Weg zu helfen. Meiner Meinung nach ist das eine der Hauptaufgaben von uns als Kirchen/Gemeinden: Menschen auf diesem Weg zum Zentrum zu begleiten – egal wo sie aktuell stehen. Lasst uns Fragen, Anfragen und Hinterfragungen ernst nehmen. Lasst uns keine billigen Antworten geben. Lasst uns leere Worthülsen ablegen. Lasst uns aber auch darauf achten, dass wir uns nicht in den Fragen und Überlegungen verlieren, sondern immer aufs Ziel ausgerichtet bleiben. Lasst uns schlicht zu Jesus kommen und aus seiner Nähe leben und andere dabei sinnbildlich an die Hand nehmen.

Das sind Good News: Es ist einfacher als Du denkst! – auch wenn der Weg dorthin oft alles andere als einfach ist.

Ich selbst freue mich, dass ich mich in Zukunft noch mehr darauf fokussieren darf. Im Prisma starten wir im September 2022 mit einer neuen Jüngerschaftsschule, die meine Frau Barbara und ich leiten werden. Ein Jahr lang Menschen intensiv auf dieser Reise zurück zum einfachen und doch unergründlichen Evangelium begleiten und sie ausrüsten, dasselbe wieder mit anderen tun zu können. Ich bin gespannt!

Falls du Interesse an dieser Jüngerschaftsschule hast, dann mach dich schlau unter https://academy.prisma.ch