Seite 1085 der Bibel
Jeremia 42,1-6

„Bitte den Herrn, deinen Gott, uns zu zeigen, wohin wir gehen und was wir tun sollen!“ Das sagt ein Israelit, ein Judäer, einer vom auserwählten Volk Gottes. Kein „Heide“. Kein Fremder. Ein Gläubiger…

Was ist denn so speziell dran? Beim Lesen springt es mich förmlich an und hinterlässt einen Nachgeschmack mit einem grossen Fragezeichen: „Bitte den Herrn, DEINEN Gott, …“ (V.3) Distanz. Nicht mein Gott. Nicht unser Gott. DEIN Gott.
Die Leute waren in Bedrängnis. Sie brauchten Rat und Weisung von Gott. Sie kamen zu Jeremia und baten ihn um Hilfe. Und er geht darauf ein. Interessant ist die Formulierung seiner Antwort: „ich will eure Bitte vor den Herrn, euren Gott bringen.“ (V.4). EUREN Gott. Es kommt mir so vor, wie wenn Jeremia das ganz bewusst so formuliert hätte: Es ist auch euer Gott! Schiebt nicht alles von euch weg und erwartet alles von mir als Mittler zwischen Gott und euch. Auch ihr seid sein Volk. Auch euch hört er.

Das erlebe ich manchmal genauso bei uns. Vielleicht sagen wir es nicht so explizit und trotzdem denken wir, fühlen wir, handeln wir so. Kennst du Menschen, die ein Vorbild für dich sind? Menschen, die einen besonderen Draht zu Gott zu haben scheinen? Menschen, die radikal mit Jesus unterwegs sind (zumindest radikaler als ich…)? Menschen, die dir weiterhelfen in deinem Leben… Vielleicht sind das Pastoren, Leiter, Seelsorger, Mentoren, Schriftsteller oder einfach nur reifere Freunde. Kennst du das „Dein-Gott-Gefühl“? Kennst du den Gedanken, dass der schon gut reden kann, weil er ja einen besonderen Draht zu Gott hat? Kennst du den Aufruhr in dir, dass die dir das geraten hat oder das und das gepredigt hat, aber es dann doch nicht klappte… Das „Dein-Gott-Syndrom“.
Aber ER ist genauso dein Gott. Nicht mehr und nicht weniger. Du kannst genauso eine radikale Beziehung mit ihm leben – er wartet sogar darauf! All diese Menschen sind gut und wichtig, aber sie sind keine Mittler zwischen dir und Gott. Sie sind Weggefährten von dir. Lass nicht zu, dass auch nur im Geringsten eine Distanz zwischen dich und Gott kommt, die durch andere überbrückt werden soll…

Wenn man mit einem „Dein-Gott-Gefühl“ unterwegs ist, kann es geschehen, dass man grosse Worte und radikale Versprechungen gegenüber Gott macht (wie die Judäer in V.5-6), aber letztlich doch seinen eigenen Weg geht (Jer 43,4). Wieso? Wegen der Distanz… Weil Gott nicht wirklich MEIN Gott ist. Weil ich die Verantwortung delegiere – und das geht niemals.

CALL:

Vielleicht hast du dir noch nie darüber Gedanken gemacht… Dann nutze jetzt die Zeit dazu. Gibt es in deinem Leben „Dein-Gott“-Situationen, -Gefühle, -Personen, -Handlungen oder – Gedanken? Wenn ja, dann lass das nicht zu. Bitte Gott, dass er dich ganz persönlich anspricht, zu sich zieht und dir nahe kommt. Denn Gott will in erster Linie dich, nicht etwas von dir!

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