Seite 1092 der Bibel
Jeremia 48,1-39

Gott richtet. Gott richtet ein Blutbad an. Ist der Gott des Alten Testaments eben doch ein anderer als der, der uns im Neuen Testament als ein Gott der Liebe vorgestellt wird? Keine einfache Frage…

Das Alte Testament ist voll mit Gottes Gericht. Da geht es nicht zimperlich zu und her. Und persönlich fällt es mir oft nicht leicht, das irgendwo in einer Schublade zu versorgen und am nächsten Sonntag vom Gott der Liebe, der Vergebung und der Annahme zu predigen… Aber auch, wenn ich die Spannung nicht ganz lösen kann, weiss ich eines: Gott ist derselbe im AT wie im NT. Der Gott der Gnade, der Liebe, der Beziehung mit uns Menschen, ist auch derselbe, der richtet. Vielleicht hilft es, wenn wir „richten“ im Sinne von „gerade biegen“ statt „vernichten“ verstehen. Damit sind wir wohl näher an dem, wie es wirklich ist. Auch wenn sich damit nicht alle Fragen lösen…

In unserem Text geht es um Moab. Ein Volk. Nicht Gottes Volk Israel. Und trotzdem ist Moab im Blickfeld Gottes. Es ist ihm nicht egal. Dieser Abschnitt ist hart. Hart zu lesen. Harte Aussagen und Warnungen. Moab hat Gott ignoriert. Wenn ich diese Zeilen lese, dann werde ich unweigerlich an die Schweiz erinnert: „Ihr Moabiter habt euch auf eure Stärke und euren Reichtum verlassen…“ (V.7) „Sie haben lange Zeit in Sicherheit gelebt, nie mussten sie in Gefangenschaft ziehen. Sie gleichen einem Wein, der lange lagert und nicht von einem Fass ins andere umgegossen wird. So ist er in Ruhe ausgereift, sein Duft und sein Geschmack konnten sich voll entfalten.“ (V.11) Gott ist es nicht egal, dass sich Moab aufs Falsche verlässt. Es ging ihnen sehr lange sehr gut. Gott segnete sie. Doch sie gaben Gott nicht die Ehre dafür, sie meinten, dass sie sich all das selbst zuzuschreiben hatten (V.14). Nun geht es Bach ab. Nun schickt sie Gott „den Bach ab“. Damit will er gerade biegen (richten), was schief ist. Das Prinzip ist kein anderes wie beim Volk Israel: Er erzieht sie.

Du findest, dass das weit hergeholt ist? Du meinst, dass das Schön-Rederei ist mitten in all der Gewaltandrohung? Ich denke nicht. Denn Gott hat keine Freude dabei! Er macht einen Strich durch das Bild eines blutrünstigen Gottes, der um sich schlägt, um sich alles gefügig zu machen und das auch noch geniesst. Nein! Im Gegenteil! Mitten in all den harten Worten dringt Gottes Herz durch: „Darum klage ich laut über die Moabiter und ihr Land, ich trauere um die Einwohner von Kir-Heres.“ (V.31) Gott klagt. Gott trauert. Gott weint. Gott bricht es das Herz. Ähnlich wie ein Vater mit Tränen in den Augen sein Kind strafen muss, weil er weiss, dass es keinen anderen Weg gibt. So ist Gott. So ist der Gott des Alten Testaments. Interessant: Die Elberfelder-Bibel übersetzt sogar, dass Gott laut um Hilfe schreit! Gott schreit um Hilfe. Gott. Er weiss nicht mehr weiter. Er hat keine Lösung bereit, dass der Mensch sich ihm wieder zuwendet. Wenn der Mensch nicht will, zwingt Gott nicht. Aber das anzusehen, erziehen zu müssen und zu handeln bricht ihm das Herz. Deshalb ist er bis zum Äussersten gegangen und hat sich selbst entäussert… (Philipper 2,7). Er wurde Mensch. Er starb. Er gab alles – sein Leben. Jesus. Jesus ist die Hilfe, die Antwort, Gottes letztes Wort und die einzige Rettung.

CALL:

Wenn der Heilige Gott, während er die Menschen erzieht und richtet, weint. Wenn Er trauert. Wenn es ihm das Herz bricht… Trauerst du auch? Bricht es dir auch das Herz, wenn Menschen ohne Gott leben, Jesus nicht kennen (wollen)? Keine Beziehung mit Gott haben? Oder ist es dir egal? Oder regst du dich nur darüber auf wie „gottlos“ diese Welt ist? Oder ist es dir egal. Egal… Du kennst Jesus, den ultimativen Akt Gottes, die Lösung in Person. Da kann es dir doch nicht egal sein. Bitte Gott, dass er dir in der nächsten Zeit Sein Herz zeigt. Wir haben es bitter nötig, denn sonst sind wir sehr viel „kälter“ und „herzloser“ als der blutrünstige Gott des Alten Testaments…

[suffusion-widgets id=’1′]